Weiteres Wirken
Film
Ruß auf Spitzenschuhen (Quelle: PLUSZ 46/98)
“Schau durch den Riss in der Wand zum Schornstein. Dorthin, wo die Tänzerin im rauchigen Seidenkleid schwebt. Auf Spitzenschuhen durchweht sie das Gelände. Fällt manchmal in sich zusammen und trommelt dann als schwarzer Ruß auf das Blech der Dächer. Die Halle hält den Atem an. Die Dinge aus Stein und Metall staunen.” Da staunt auch der kleine Ritter und schaut. Und was er sieht, sehen auch wir: Backsteinmauern und ein Arbeiterdenkmal, rostige Fördertürme und eine zarte Fee.
"Rauchzeichen" ist eine poetische Filmreise durch eine Landschaft, die noch lebhafte Spuren des Braunkohleabbaus trägt. Es ist auch eine Erkundung von Sinnlichkeit und Würde alter Gemäuer. Gedreht haben ihn zwei bildende Künstler: der Maler Reinhard Sandner und der Fotograf Lothar Sprenger. Ihre gemeinsame Vorliebe für ausgedehnte Spaziergänge um Lauchhammer und ihre Einsichten über die Geschwindigkeit der Wandlungen brachten sie auf die Filmidee. Wortlos und bildgewaltig erzählen Sandner und Sprenger von Menschen, verwehtem Ruß und einer Landschaft, die es so nicht mehr gibt. Der Film entstand zwischen 1994 und 1997. Als er geschnitten wurde, begann man mit den Einebnungen und Sprengungen.
Idee und Regie: Reinhard Sandner und Lothar Sprenger
Darsteller: Junge: Franz Harprecht, Fee: Anja Epperlein, Arbeiterdenkmal: Holger Fuchs
Musik: Last Delay, Tina Maxim, Sabine, Harprecht, Sardh, W.A. Mozart
Der Film wurde gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.
Uraufführung im Kino “Schauburg” in der Dresdener Neustadt, 1998
Prosatexte und Gedichte
“Kaltnadel”, 28.09.98, Jochen Lorenz gewidmet
Gerade als ich glaubte, die Sache bei den vier Zinkecken gepackt zu haben
und war schon fast auf dem Punkt,
da schritt SIE lautlos vorüber und schwenkte lässig ihre wundervollen Lenden.
Es hielt mich und trug mich weiter, und wusste nun,
dass Zinksachen eben ihre Ecken haben,
weil sie um runde Formen nicht herum kommen.
Auch Blumen und Pilze und Kinderköpfe sind wunderrund,
und würde es ihr gerne sagen.
Doch mir ist der Mund versiegelt, und kommt mir eine Sehnsucht
nach dem silbernen See, den es gibt, wenn man nur ihn findet.
Die Zinkplatte der Silbersee - Natur auf dem Radiertisch.
Und dann geht man eben - mit der Nadel den Kufen übers Eis.
Ohne Titel, September 1998
Als ich ahnte, wollte ich wissen,
denn ich fand Wissen größer.
Als ich wusste, wollte ich wieder ahnen,
denn es war schöner.
Aber das Ahnen wollte sich nicht mehr einstellen,
und das Wissen nützte mir nichts.
So versuchte ich, das Wissen zu vergessen
und das Ahnen wieder heraufzubeschwören.
Und es entstand hin und wieder ein Bild,
von dem ich empfand, es sei gut.
Und die Kinder verspotteten es,
denn sie fanden, Wissen sei größer.
Und die der Kindheit Entwachsenen verstanden es nicht,
denn sie waren der Ahnung entwöhnt.
Aber die es verspotteten, die Kinder,
die maßen ihren Träumen eine Bedeutung zu.
Und die es nicht verstanden, die der Kindheit Entwachsenen,
die maßen ihren Träumen keine Bedeutung bei.